Damit auch Außenstehende Spaß an diesen Seiten und unserem Sport haben, möchten wir Ihnen das Boßeln in einzelnen Kapiteln näherbringen: |
Quellenangaben |
Eisboßeln um 1910
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"Baben de Hand" (Über der Hand) | "Unner de Hand" (Unter der Hand) |
Herkunft
Das ältere Spiel ist das Klootschießen. Man könnte diese Spielform bereits auf die Römer zurückverfolgen. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus (55 bis 116 n. Chr.) berichtet in seinem Buch „Germania“ über den Einzug der Römer in den Norden, dass die Bewohner an der Niederelbe gegen die römischen Eindringlinge in der Sonne gebrannte Lehmkugeln verwendeten. Selbst auf größere Entfernungen erzielten diese Bewohner eine bewundernswerte Treffsicherheit. Ein Erdklumpen wird in niederdeutsch „Kluten“ genannt, woraus dann der Kloot entstand. Da die Friesen keine Waffen hatten, war das Klootschießen bzw. Boßeln auch später eine Art militärisches Training für die Dorfverteidigung. Entsprechend galt den friesischen Bauern früher die Boßelfähigkeit Ihrer Knechte als wichtiges Einstellungskriteriu
Von den Erdklumpen wechselte man später zu schweren Flintkugeln und im Mittelalter zu zweipfündigen Eisenkugeln. Um das Gewicht zu verringern, wurden aus Apfelbaumholz Kugeln hergestellt, die kreuzweise durchbohrt und mit Blei ausgegossen wurden. Diese Kugeln wurden bei Ausgrabungen von Wurten (künstliche Erdhügel) gefunden, worauf man schließen konnte, das diese um 1300 oder auch früher benutzt wurden.
Die älteste Urkunde, die über einen Unfall mit einer Kugel im Jahr 1510 berichtet, wurde im ältesten Landgerichtsbuch im Staatsarchiv Aurich entdeckt.
Da das Klootschießen früher in eine wahre Leidenschaft großer Volksmassen ausartete, die zu wilden Gelagen und Triumphzügen mit Musik und Bekränzung führten, wurde das „Kloht-Schießen“ 1711 durch ein Dekret des Fürsten Georg Albrecht verboten, um das sich die eigenwilligen Ostfriesen aber nicht sehr gekümmert zu haben scheinen.
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Wo die Anfänge des Boßelns in Schleswig-Holstein liegen, ist ungeklärt. Vereinzelte Schriften zeigen, dass das Boßeln gelegentlich praktiziert wurde, denn 1585 erlaubte Herzog Adolf III von Gottorf der Husumer Boßel- und Kegeljugend das Üben im Husumer Schlosspark. Doch die beiden sonst sehr ausführlich berichtenden Chronisten Danckwerth und Heimreich erwähnen das Boßeln in Ihren im 17. Jahrhundert erschienenen Werken mit keiner Silbe. Diese Tatsache legt den Schluss nahe, dass es frühestens in der zweiten Hälfte des 17. bzw. zu Anfang des 18. Jahrhunderts zum Aufkommen und zu einer schnellen Popularisierung des Spiels ka
1757 wurde ein vierseitiger Herausforderungsbrief zur „Revanche“ des Lehnsmanns Peter Hinrich Cornils aus Poppenbüll (1730-1784, Bild unten) und seiner Mitstreiter für einen verlorenen Wettkampf im „Eisboselwerfen“ geschrieben.
Weitere Beschreibungen geben uns die „Schleswig-Holsteinischen Provinzialberichte“ des Jahres 1787 und das von Schütze in seinem 1800 erschienenen „Idiotikon“. Und wie in der Geschichte des BV Tetenbüll zu lesen ist, gibt es die ersten Aufzeichnungen von Eisboßelwettkämpfen in Tetenbüll seit 1827.
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Boßelkugeln
Von links: Kinderboßel, Frauenboßel (375g), Männerboßel (500g), Feldboßel (300g), Irische Strassenkugel (794g), Holländische Gummikugel (800g) für die Strasse.
Die Herstellung einer in Schleswig-Holstein genutzten 500 Gramm schweren Boßelkugel ist in dem folgenden Bild zu sehen. Der Rohling des Apfelholzes wird rundgedrechselt und angebohrt. Blei wird eingefüllt, abgeschnitten, die Kugel glatt geschliffen und poliert (ganz links: Boßel als Stifthalter).
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Verbreitungsgebiet
In Schleswig-Holstein wird hauptsächlich im Ursprungsgebiet an der Nordseeküste geboßelt. Die Gebiete des Verbandes schleswig-holsteinischer Boßler sind auf der folgenden Karte eingekreist. Der Boßelverein Altona in Hamburg hat sich daraus ergeben, dass es ehemalige Bewohner der Westküste dorthin verschlagen hat.
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